»Chef, hast du mir die falsche Promo geschickt? Da sind nur Snippets drauf!«. Das wären auch nach dem dritten Hördurchgang von Mo Kolours Debütalbum beinahe die Worte meiner E-Mail gewesen. Aber ich habe rechtzeitig kapiert: Das soll so sein, Mo Kolours Sound ist so angelegt. Wer die vorausgegangenen EPs noch im Kopf hat, für den sollte das eigentlich keine Überraschung sein. Genauso wenig wie der Sound. Viel hat sich nicht getan und das musste es auch nicht, klingt Mo Kolours doch ureigen und unverwechselbar nach Mo Kolours. Percussions, baby! Es trommelt, klopft und holpert; so müssen Rap-Beats in Gebieten klingen, in den es Bananen statt Bananen-Magazinen gibt, Palmen statt Hochhäusern aus dem Boden schießen und Partys nicht im Block, sondern ums Lagerfeuer gefeiert werden. Dub trifft Soul trifft Rap trifft das bunte Treiben aller Dinge. Dazu singt Mo Kolours wie ein müder Bob Marley, der beiläufig etwas über die Trommeln nuschelt. Das ist genauso entspannt, wie es lebendig ist. Besonders gut wird es, wenn Mo Kolours Bongos und Rasseln näher an Chicago als an Mauritus aufbaut. So der Fall auf »Afro Quaters«. Einer von zwei Songs, die die drei Minuten überschreiten. Solcher hätte es mehr gebraucht. Denn es wechseln sich zu schnell Trommel-Sets ab, bevor sich eine Melodie aus dem Wuseln schälen konnte. So verfliegt das Album, ohne sich zu entfalten. Nachdem Mo Kolours auf drei EPs so viel angedeutet hatte, hätte er es auf seinem Debütalbum ruhig ausformulieren dürfen. Schreibe ich jetzt doch die Mail, vielleicht sind es doch nicht die ganzen Songs, irgendwie hoffe ich es immer noch…
Mo Kolours