Review Jazz

Mitsuaki Katayama Trio

First Flight

Studio Mule • 2019

Dass es in Japan von den späten 1960er bis zu den frühen 1980er Jahren eine pulsierende Jazz- und Experimental-Szene gab, die in Teilen bis heute überlebt hat, ist hinlänglich bekannt Nicht nur die Taj Mahal Travellers mit ihrem improvisierten Proto-Drone entwickelten sich über die Jahrzehnte zu Stil-Vorreitern, denen weit jenseits der eigenen Landesgrenzen Beachtung zuteil wurde. Auch der Fusion von Teruo Nakamura oder Eiji Nakayamas melodisch versierter Smooth Jazz sind reich an klar formulierten Ideen, die westliche Sinnesgenossen nach wie vor inspirieren. Auf Johnny’s Disk Record erschien damals eine ganze Reihe dieser geerdeten Platten, die trotz oder gerade wegen ihres sublimen Sounds außergewöhnlich gut gealtert sind. Mitsuaki Katayamas einziges Album gehörte auch dazu und wird nun bei Studio Mule neu aufgelegt. »First Flight« ist das Werk eines cleveren Arrangeurs, aber auch eines begnadeten Schlagzeugers – das hört man gleich im ersten Stück »Unknown Point«, einem pfiffigen Jazz-Samba mit Countdown-artigen Rhythmusspitzen und pointierten Intermezzi. Doch auch auf dem leicht eingetrübten »Arizona High Way« oder der stilsicher synkopierten Kneipenstimmung bei »Louis« meistert das Trio aus Bass, Drums und Piano problemlos jede Variation, jeden Timing-Flaschenhals. Das Beste kommt zum Schluss: Der rund zehnminütige Titeltrack ist neben dem Intro der Einzige, den Katayama selbst geschrieben hat, was sich erneut in einer tonangebenden Dominanz von Snares, Hi-Hats, Becken und Trommeln niederschlägt. Sein furioses Drumming gibt die Geschwindigkeit vor, der Bass und Piano nacheifern, aber auch immer wieder natürliche Grenzen setzen. Das Resultat ist eine verflucht spannende Dynamik, die sich als Trio kaum besser umsetzen lässt.