R&B steht bei Miss Platnum wohl für Rhythm and Balkan. Die rumänischstämmige Sängerin, vor zwei Jahren nur als Platnum und, auf ihrem Debüt »Rock Me«, noch auf recht konventionellen Pfaden unterwegs, hat sich für ihren zweiten Longplayer »Chefa« musikalisch stark von ihrer alten Heimat inspirieren lassen. Gut so: Hip-Hop-Beats und klassische R&B-Elemente treffen auf eine ordentliche Portion Ostblock – und diese Mischung funktioniert bestens. Auch textlich gibt sich Miss Platnum eigenständig, vor allem die Anti-Schlankheitswahn-Hymne »Give Me The Food« sei hier genannt, aber auch Tracks wie »Sinking Boat« oder »Life«, die ernstere Töne anschlagen. Dem gegenüber stehen unwiderstehliche Partybomben wie »Mercedes Benz« oder »Butter«. Für den Klangteppich sorgen The Krauts, die aus DJ Illvibe von Seeed und Monk von Moabeat bestehen. Die Klangästhetik dieser beiden Gruppen gibt durchaus die Richtung für »Chefa« vor: Experimentelle Sounds mit einem starken Hang zur Elektrik. Miss Platnum versteht es, vor diesem Hintergrund recht souverän die Hauptrolle auszufüllen. Ihr osteuropäischer Einschlag bringt genau jene Note Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit mit, die vielen anderen Sängerinnen und Sängern so dringend fehlt. Gelungener Neustart.
Chefa