Review

Minoru Hoodoo Fushimi

Kenka Oyaji

180g • 2021

»Kämpfender Vater« liest sich der Titel des Debütalbums des japanischen Oberschullehrers Minoru Fushimi, der sich als Homestudio-Producer während der Achtziger den Künstlervornamen Hoodoo zugelegt hat, maschinell ins Deutsche übersetzt, anderen Quellen zufolge käme als Übersetzung auch »dumme alte kämpfende Männer« in Betracht. Auf dem gleichnamigen Track jedenfalls, mit dem Minori Fushimi 1987 ins Haus fällt, geht alles so vor sich, als wäre der frühe Afrika Bambaataa hauptsächlich mit Chic, George Clinton und Herbie Hancocks »Rockit!« munitioniert gewesen. Immer wieder ist auch Grandmaster Flashs »The Message«, dann wieder Cybotrons »Clear« nicht fern. Fushimi singt und rappt seine Vocals ebenfalls selbst, so oft vermittels der Talkbox, wie es seinerzeit zuletzt auf den ersten vier Alben von Zapp zu hören gewesen war. Auch die Instrumente hat er samt und sonders eigenhändig eingespielt oder programmiert – von der Langhalslaute Shamisen über die E-Gitarren und –Bässe bis hin zu den Casio-, Roland- und Yamaha-Synthesizern. In mancher Beziehung – die dem Comic entliehene Überaffirmation der Superheldenrolle samt zugehöriger Privatmythologie und idiosynkratischer Spezifität seiner selbstgeschaffenen Kunstfigur, demgegenüber die dem Maximum entgegenstrebende Zuspitzung der Lautstärke des als Leadstimme auftretenden, unerbittlichen Stanzens der Drummachines – lässt Fushimis Electro-Funk-Interpretation an einen der anderen großen Solitäre denken, für die dieses Genre prädestiniert scheint: Greg Broussard alias The Egyptian Lover, der kurz zuvor einige frühe, noch immer gültige Monumente in dieser gründerzeitlichen Szenerie aufgestellt hatte. Mit »Ai Wa Nohshintoh« und »Kanashiki Machimusume« gibt’s noch zwei balearische Italo-Disco-Balladen on top. Überall entscheidend ist die Äquiaffinität zu Disco, Hip-Hop, Hi-NRG, Synthwave-Pop und Funkrock. Die erste Wiederauflage seit der Erstveröffentlichung von 1987 erlaubt nicht weniger, als den japanischen Electro-Funk- und Hip-Hop-Pionier mit seinem nahezu genialen, synoptischen Meilenstein kennenzulernen.