Review

Minoru Fushimi

Hakodate Lady

Left Ear • 2020

Es gibt ja Writer’s Writers, jene Autoren, deren Sachen eigentlich nur für andere Autoren spannend sind. Und so ist es vielleicht nicht weit hergeholt, wenn man mal an dieser Stelle von Artist’s Artists schreibt und dahin gleich mal den Japaner Minoru Fushimi verortet. Überhaupt ist sein Werk mit vier Alben und kleineren Veröffentlichungen überschaubar. Wichtigster Teil seiner Diskographie ist die Single »Hakodate Lady«, auf der er Funk mit Japans musikalischer Tradition vermischt. Die beiden Tracks aus dem Jahr 1983 überzeugen durch ihren unwiderstehlichen Groove, den entspannten Beat und die Synthesizer. Aufgenommen im heimischen Studio kommt besonders bei der B-Seite »Hone Made Aishite (Love Me To The Bone)« noch ein kerniger Lo-Fi-Charme raus. Hier und da mal ein paar Versatzstücke einer Gitarrenmelodie, dazu ein paar merkwürdige Effekte. Der Pressetext zur Reissue bei Left Ear findet da natürlich ein paar gedankliche Überbauten, die »Hakodate Lady« in einen größeren Kontext einbilden. Als Teil einer musikalischen Entwicklung ist die Single spannend und gewinnt durch ihre für westliche Ohren starke Exzentrik. Auf dem einen oder anderen Liebhaber-Mixtape zur Geschichte des Funk in Japan dürften die Songs bereits gelandet sein. Für Musiker, die auf der Suche nach spannenden Samples sind, bietet sich die Reissue ebenfalls an. Der Rest kann ein Ohr riskieren, wenn es mal wieder etwas Ungewöhnliches aus den Boxen sein soll. Um den eigenen Geschmack weiterzubilden, ist diese Platte auf jeden Fall mehr als geeignet.