1966 war der Free Jazz immer noch das »New Thing«, eine radikal andere Musik, mit der sich das Establishment schocken ließ und die als Soundtrack der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung gelesen wurde. Am 30. April des Jahres spielten Milford Graves und Don Pullen ein Duo-Konzert an der Yale Universität in New Haven, Connecticut. Der Percussionist Graves war ein Pionier des Free Jazz, der bereits mit Albert Ayler, Paul Bley und dem New York Art Quartet gespielt hat. Der Pianist Pullen war stark von Cecil Taylor beeinflusst und kam früh in Berührung mit dem Avantgarde-Jazz.
Graves ist eindeutig der Leader, er führt das Duo mit seinem Spiel auf dem Schlagzeug, das er frei interpretiert und aus seinen Funktionen als Begleitinstrument und purer Rhythmusgeber herauslöst. Pullen beantwortet die rhythmischen Schlenker mit perkussivem Pianospiel. In den beiden LP-Seiten-langen Improvisationen treibt das Duo die Expressivität bis an die Schmerzgrenze, kontrastiert das aber immer wieder mit leisen, kontemplativen Passagen. Über sechs Jahrzehnte später immer noch eine außergewöhnliche Hörerfahrung.
In Concert At Yale University