Review

Miles Davis & Robert Glasper

Everything’s Beautiful

Legacy • 2016

Seine Grenzüberschreitungen brachten ihm einen Grammy ein: Mit seinen beiden »Black Radio«-Scheiben vermengte Robert Glasper 2012 und 2013 kommerziell höchst erfolgreich zwei verschiedene Genres. Das Prinzip, bekannte R&B- und Soul-Künstler als Gäste auf Jazz-basierten Kompositionen unterzubringen, wiederholt der texanische Pianist nun für »Everything’s Beautiful«. Um zu beweisen, wie wichtig Miles Davis Zeit seines Lebens für die Kreation neuer Sounds war, durfte Robert Glasper auf den kompletten Columbia-Katalog des Trompeters zugreifen. Instrumentale Schnipsel von Miles Davis’ Mitstreitern Joe Zawinul und Wayne Shorter sowie die Stimme des Trompeters zwischen Studio-Takes blitzen nun zuweilen in diesen elf recht konventionellen Eigenkompositionen Glaspers auf. Die besten Songs sind den weiblichen Sängern vorbehalten: Laura Mvula wird auf »Silence Is The Way« gefeaturet und Neo-Soul-Sängerin Ledisi veredelt den trockenen Funk von »I’m Leaving You«. Gen Ende der Platte schließt sich der Kreis mit einem Gastauftritt von Gitarrist John Scofield, der in den 1980er Jahren drei Alben mit Miles Davis aufnahm. Sein Beitrag ist allerdings genauso unauffällig wie der von Stevie Wonder, der auf »Right on Brotha« über einem 08/15-House-Beat lediglich Mundharmonika spielt. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man den Miles-Einfluss hier kaum bemerken: »Everything´s Beautiful« könnte auch »Black Radio 3« heißen. Etwas unausgegoren, aber dennoch mit gelungenen Songs.