Review

Mildfire

Kids In Traffic

Sinnbus • 2024

When new meets old. So könnte man das norwegische Bandkollektiv Mildfire beschreiben, das seit mehr als einem Jahrzehnt zusammenarbeitet. Das Album »Kids in Traffic« entstand in Brooklyn, Griechenland, Berlin und Oslo. Sie soll mentale Tiefs und Hochs musikalisch einfangen und von Sackgassen und Umwegen, Enttäuschungen und Erfolgen erzählen. Der Titel ist sinnbildlich: Kinder, die auf der Straße spielen, machen Blödsinn, verletzen sich – und werden mutiger, wachsen. Es sind unverkennbar ausgebildete Musiker:innen am Werk. Die Instrumentierung und der Gesang sind auf hohem Niveau. Aber die Platte tut sich schwer mit ihrem Konzeptcharakter. Ein roter Faden fehlt, die Stücke sind eher ambitionierte Solitäre: Spielt hier eine Jazzcombo oder eine Rockband? Dabei orientieren sich Mildfire zum Beispiel an Sufjan Stevens, wie in »How… An Astronaut Part 3«, wo dessen Timbre unverhohlen imitiert wird. Ähnlich müßig ist »Never Change«, das nicht das Beste von Alt-Js barocker Restauration imitiert. Hervorzuheben ist »Drinking Salt Water«, dessen kraftvolles Schlagzeug an die bewusste Überzeichnung einzelner Instrumente bei Radiohead erinnert. Und »Oak Floor«, dessen Gitarrenriff Phoenix zu verdanken ist und das beweist, dass Mildfire am besten klingen, wenn sie sich entscheiden, was sie sein wollen: Der normalste Indie-Rock-Song der LP und gleichzeitig ihr bester.