Mehr synthetisches Zauberwerk der US-amerikanischen Kassettenmeisterin Michele Mercure. Für die dritte Zusammenstellung ihres DIY-Schaffens nach »Eye Chant« und »Beside Herself« haben RVNG Intl. sich bei »Pictures of Echoes« auf Mercures ursprüngliches Veröffentlichungsformat besonnen und ebenfalls eine Kassette als Format gewählt. Die in Penssylvania und damit eher an der Peripherie beheimatete Musikerin pflegt auch hier einen Stil, der Traumhaftes in unaufdringlichen repetitiven Patterns transportiert, seien es die gern digitalen elektronischen Figuren mit schüchternen Melodierudimenten, die tribalistisch programmierten Drumcomputer oder der mitunter verwendete metallisch singende Fretless Bass. Mercures achtziger Jahre klingen mehr nach Fourth World-Ethno-Artifizialität als nach kaputten Frequenzen oder kaltwarmer Analog-Elektrizität. Nie richtig gefährlich, doch beileibe ebenso wenig behaglich. Manchmal splittert sogar irgendwo im Hintergrund das Glas. Beim Musikmachen scheint Michele Mercure die viel für Tanz, Theater und Film gearbeitet hat, stets von einem untrüglichen Gespür für das Rätselhafte getrieben zu sein. Auflösung braucht man nicht zu erwarten. Dafür angenehme Verwirrtheit.
Michele Mercure
Beside Herself
Rvng Intl