Der Niederländer Michel Banabila hat schon herabfallende Wassertropfen, sanft getupfte Schlaginstrumente und undechiffrierbare Vocalfetzen unter hauchdünnes Geklonke geparkt, da hat dein liebster Plattenladen sein New-Age-Fach noch verschämt in der hintersten Ecke geparkt. Wenn du auf seiner Discogs-Page sechsmal auf »Next« klicken musst, um ans Ende der Discografie zu landen, sprechen wir von einem Musiker, der nicht mehr viel zu beweisen hat. Auf dem experimentierfreudigem Label Knekelhuis gibt sich der »Routinier« (man merkt, es ist noch Europameisterschaft, während ich das schreibe) ein zweites Mal mit neuer Musik die Ehre.
Michel Banabila ist aber auch nach mehr als vier Dekaden im Game rastlos und neugierig. Im Vergleich zu früheren Platten wird auf »Unspeakable Visions« auch schon mal auf die Uhr geschaut und schneller auf den Punkt gekommen. Das ist keine Musik, die um sich selbst kreist und sich auf der eigenen Vergangenheit ausruht, stattdessen schickt Banabila seine Ambient- und Fourth-World-Slowburner auf Entdeckungstour, verpflichtet manipulierte und verfremdete Stimmen für abstrakte Klangkunst, die uns etwas mitzuteilen haben, was wir nie verstehen würden und verzichtet mit rhytmisch ehrgeizigen Songs wie »So Far Yet So Near« nicht einmal auf einen sehr dezenten Blick auf den Tanzboden.
Unspeakable Visions