Ein formidabler wie unbekannter Jazz-Violinist seiner Zeit. Dabei steht er den bekannteren Quietschfidelspielern an Ausdrucksstärke in nichts nach. Zudem erschien sein Debüt »Spirit Dance«, wie auch die vier Nachfolger, bei Impuls! und hatte somit die besten Voraussetzung, um zwischen West- und Ostküste hohe Lang- wie Kurzwellen zu schlagen. Und doch blieb der Erfolg aus. Vielleicht weil bei Erscheinen dieses Albums Anfang der wilden Siebziger der Hype um den Spiritual-Jazz bereits nachgelassen hatte. All das In sich Gekehrte wollte nun wieder raus. Da kam der Jazzschelm Fusion genau richtig. Den nahm sich White einige Jahre danach ebenfalls zur Brust, gründete mit Ron McClure und Mike Nock die Kombo The Fourth Way, kam dann aber aus den weit zuvor geworfenen Schatten von Jean Luc Ponty und Don »Sugar Cane« Harris nicht mehr heraus. Hätten die Mannen um Brunner-Schwer und Behrendt nicht die beiden oben genannten wie auch John Handy bereits an Bord gehabt, dann wäre White‘s Mix aus Indo-Jazz und afrikanisch verwurzeltem Blues und Gospel eine willkommene Erweiterung für die MPS World-Jazz Reihe gewesen. Auch wenn er dem Hörer manches mal ganz schön was abverlangt. Die Violine ist bei White das einzige Instrument, welches im oberen Frequenz-Spektrum agiert. Gerade bei seinen ausufernden, freien Improvisationen wie im Fall von »John Coltrane Was Here«, kann es nach einer Weile so anhaltend aufdringlich werden, dass es nurmehr auf taube Ohren stößt. Hinzu kommt das Ausbleiben eines Schlagzeugers. Zwar zieht Kenneth Nash mit seinen Percussions sämtliche Register, allein das Intro zu »The Tenth Pyramid« hätte als eigenständiger Track seine Gültigkeit besessen. Er ist dann aber auf Langspielplattenlänge zu virtuos, um dem Gesamteindruck die nötige Standfestigkeit zu verleihen. Da kommt der Kindergesang in »Praise Innocence« als Abschluss genau richtig, um den Kopf und das Trommelfell wieder zu entspannen. Das Schmunzeln ist kaum zu verkneifen, auch wenn am Ende bei mir nicht viel mehr übrig geblieben ist.
Spirit Dance