Review

Metalycée

Expat Blues

Interstellar/Mosz • 2014

Tape des Jahres 2024

Schwere elektronische Beats walzen aus den Boxen. Metallisch bedrohliche Sounds sorgen für eine spannend-unangenehme Stimmung. Dann setzt eine irgendwie geschlechtsneutrale aber äußerst ausdrucksstarke Sprechstimme ein. Die Band spricht von Hip Hop-Ästhetik und Gospel-Einflüssen, musikalisch oder genrespezifisch trifft aber keiner der beiden Vergleiche zu. Frühe Industrial-Klänge kommen in den Sinn, fette gitarrenartige digitale Riffs treffen auf »tribal-type« Grooves. Die Stimme bekommt durch Verfremdung einen okkulten, black metal-ähnlichen Touch, aber auch dieser Verweis führt in die Irre. »Expat Blues« will einfach nicht in irgendeine musikalische Schublade passen. Nach ein paar Umbesetzungen stehen bei der Wiener Band Nik Hummers Synthesizer im Vordergrund des musikalischen Geschehens. Und natürlich sein Trautonium, ein längst vergessenes elektronisches Musikinstrument, mit dem schon Oskar Sala Anfang der 60er Jahre sämtliche Klänge in Alfred Hitchcocks »The Birds« erzeugt hat. Der Elektro Guzzi-Schlagzeuger Bernhard Breuer ist dabei und die Vokalistin Melita Jurisic. Die Musik scheint von Track zu Track schwerer, langsamer und roher zu werden, immer weiter absolut aufs Notwendigste und Effektivste reduziert. Das ist alles echt nicht lustig. Aber richtig gut.

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