Es ist ein kleines Wunderwerk, das sich an einem Herbstnachmittag in Brüssel aus einer Improvisation heraus entwickelte: »Blackened Cities« ist eine 24-minütige EP, die nur aus einem einzigen Song besteht. Melanie de Biasio wurde 2014 durch ihr zweites Album »No Deal« bekannt, das ihr Zuschreibungen wie »die belgische Billie Holiday« einbrachte. Die rauen, harschen Industrie-Landschaften von Städten wie Manchester, Detroit und ihrer Heimatstadt Charleroi inspirierten die Sängerin und ihr Quintett nun zu der einseitig bespielten Scheibe »Blackened Cities«. De Biasio besingt das trostlose Schicksal urbaner Menschen, die in bedrückenden Städten aneinander vorbei leben, in einer traumartig reduzierten Klangwelt. Die späten Talk Talk kommen einem sofort in den Sinn, wenn man diesem Stück beim An- und Abschwellen zuhört, dem Synthesizer, der sich über ein minimalistisches Piano-Motiv in den Vordergrund schiebt, der ätherischen Flöte, dem Gesang de Biasios. Die Belgierin singt oft weniger, als dass sie säuselt und wispert, entrückt, mit einem Echo versehen, das ihre Stimme wie ein durch tiefe Schluchten hallendes Windrauschen klingen lässt. Man könnte es Post-Rock nennen, Minimal Music, nachtschwarzen Jazz, doch »Blackened Cities« lässt alle Genrezuschreibungen ins Leere laufen. Meisterhaft.
Blackened Cities EP