Im letzten Teil seiner »Kofū«-Trilogie sucht Ambient-Maestro Meitei nach »dem Wesen der japanischen Kultur«. Dieses Sujet ist älter als das Kaiserreich. Als 1854 amerikanische Kanonenboote das Ende des Shogunats einläuteten, wurde die Identitätsfrage zur Frage nach der Daseinsberechtigung eines unabhängigen Staates. Seither begleitet sie das Land der Kirschblüten. Zum Fin de Siècle gab Inazō Nitobe die vielleicht wirkmächtigste Antwort: Die Seele Japans finde sich im Bushidô, den aristokratischen Tugenden der Samurai. 1933 suggerierte Jun’ichiro Tanizaki eine plebejische Alternative. Der Schriftsteller fand »den raffiniertesten Ausdruck« der japanischen Kultur auf dem Plumpsklo. Denn der Genius Nippons zeige sich der Fähigkeit »aus dem unsaubersten Teil des Hauses einen Ort des guten Geschmackes« zu machen. 2023 knüpft Meitei an diese Tradition an. »Kofū III« feiert Unreinheit. Wer originär japanische Musik sucht, wird sie in diesen nostalgischen Soundscapes nicht finden. Das Piano ist Meitei viel näher die Shakuhachi. Seine Melodien leben in der Trübe alter Schellack-Platten. »Kofū III« erreicht nie die Vielschichtigkeit seines Vorgängers oder den enigmatischen Reiz von »Komachi«. Es musikalisch zurückhaltender, aber ambitionierter. Denn Meitei sucht »das Wesen der japanischen Kultur« nicht, indem er fremde Einflüsse wegdestilliert. Er findet es in der Liebe zu Vermischung und Verfall. »Kofū III« ist ansteckend.
Kofu III