Gute Science-Fiction lebt von einer Idee, sei es zu Grundfragen der menschlichen Zivilisation, zu den Möglichkeiten der Technik oder zur Suche nach Leben »da draußen«. Oft ist sie das alles zusammen. Beim Megalon (nicht zu verwechseln mit dem Riesenhai Megalodon) ist es wohl die letzte Kategorie, handelt es sich doch um ein Alienwesen aus dem Godzilla-Kosmos mit einem Insektenkopf. Hat seine eigene Wuchtigkeit, ist aber weniger ikonisch und steht so im Schatten des berühmten japanischen Echsenungetüms. Ähnlich ist es dem britischen Duo Megalon ergangen, das mit seinen Veröffentlichungen weitgehend unter dem Radar einer größeren Öffentlichkeit blieb. Die Idee der Produzenten Laggy Pantelli und Zeno Messis mag dabei nicht revolutionär gewesen sein, sie mischten Detroit Techno mit Acid House und metallisch schillerndem Ambient, ohne gleich einen eigenen Stil zu begründen oder sich auffällig von ihren Vorbildern abzuheben. Doch was Megalon auf ihrem einzigen Album »Pandora’s Box« (1994) tun, ist keinesfalls selbstverständlich. Sie bringen die Tracks zum Rollen, mit einer Ökonomie der Mittel, die man minimalistisch nennen könnte, wenn das Wort nicht völlig andere Assoziationen wecken würde. Bei ihnen genügt einfach der eine präzise synkopierte Bass, das eine trocken gesetzte Arpeggio, dazu der gern stotternd, trotzdem nicht aufdringlich programmierte Beat, um 10 Minuten lang die Maschine ohne Materialermüdung am Laufen zu halten. Das ist nicht die Art Platte, die einen in unbekannte Welten entführt. Dafür ist es eine, zu der man auf Reisen gehen kann, gerade weil sie nicht überfrachtet ist und dem Kopf so Raum für eigene Zugaben lässt.
Pandora's Box