Review Blues World Music

Mdou Moctar

Tears Of Injustice

Matador • 2025

Mdou Moctar und seine Band sind wütend. Wütend auf die anhaltende Zerstörung von Lebensraum und Kultur der Tuareg, wütend auf die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, wütend auf neo- statt postkoloniale Praktiken, auf Korruption, Armut und Ungewissheit in ihrer Heimat Niger. Dieser Wut und Empörung machten sich das Quartett mit dem letzten, großartigen Album »Funeral for Justice« gehörig Luft, mit kreischenden Gitarren und einem explosiven, elektrisierten wie elektrisierenden Sound. »Tears of Injustice« nun ist das ruhige, kontemplative, aber nicht weniger intensive Gegenstück dazu.

Mit traditionellen, akustischen Instrumenten, mit organischen und spontan während der Aufnahmen entstehenden Arrangements interpretieren Moctar und seine Band die Songs auf verblüffende wie erschütternde Art neu. Das Leid und die Verzweiflung der Tuareg wird zwar noch immer besungen, die Wut wandelt sich in den neuen Versionen jedoch zu Schwere und Trauer. Gleichzeitig hört man aber auch eine enorme Sehnsucht heraus. Kein Wunder, denn eingespielt wurde »Tears of Injustice« direkt im Anschluss an eine US-Tour, als die Band wegen eines Militärputschs im Niger nicht in ihre Heimat und zu ihren Familien zurückkehren konnte. So sind diese reduzierten Versionen ein weiteres faszinierendes Dokument eines musikalischen Kampfes um Freiheit und Gerechtigkeit, der seit Jahrhunderten und leider immer noch ausgefochten wird.