Die Brille hängt Schief im Gesicht, der Rotschopf schiebt sich aus einem labbrigen Hemd: Mateo Stoneman ist nicht gerade der Typ, von dem ich glauben würde, dass er eine Bank überfällt. Deshalb macht er es einfach. In den Neunzigern landet der US-Amerikaner dafür im Knast. Er lernt Spanisch, seine Zellen-Buddys fixen ihn mit mexikanischer Mariachi-Musik an. Als Matthew wieder draußen ist, nennt er sich Mateo. Er jettet nach Kuba und nimmt Lieder auf, die er im Gefängnis schrieb. Zugegeben, keine schlechte Geschichte für ein Weißbrot, das in einem klapprigen Ford Fiesta durch die Gegend kurvt und sich von Dosensuppen ernährt. Wieso hat das noch niemand verfilmt? Hat jemand. »Mateo«, die Doku, porträtiert – Überraschung! – Mateo, wie er in Havannas Restaurants seine Songs spielt, CDs an Touristen vercheckt und kubanische Frauen liebt. Und zwar ungefähr in dieser Reihenfolge. Der weiße Loner mit der »Engelsstimme«, wie ihn Musiker vom Buena Vista Social Club nennen, erfüllt sich mitten in der Karibik alle Träume, die er sich in seiner Heimat nicht leisten kann. Dazu gehört für Mateo Stoneman neben einem Orchester und karibischen Sandelholz-Balladen auch Sex im Sozialismus. Und darüber singt er. Mit einer Stimme, die Wasser in Rum verwandelt und ihn in den Straßen von Havanna wieder mal zum Sonderling macht. Warum der sanft-schrullige Buena Vista-Verschnitt gerade in Japan so gut ankommt – Production Dessinée aus Shibuya hatte »Mateo« 2012 aufgelegt und veröffentlicht die Platte erneut– ist zwar schwer zu verstehen. Aber was ergibt bei der Story schon Sinn?
Mateo