Review

Massive Attack

Ritual Spirit

Virgin EMI Records • 2016

Blickt man auf die wichtigsten Alben der 1990er Jahre zurück, so wird man zwangsläufig bei Massive Attack landen. Auf ihren wegweisenden Platten »Blue Lines« und »Protection« verschmolzen die Produzenten 3D und Daddy G HipHop und Dub zu dem introvertierten Genre Trip Hop und verorteten damit ihre Heimatstadt Bristol auf der musikalischen Landkarte. In den vergangenen Jahren wurde es jedoch zunehmend still um die Gruppe. Nach »Heligoland« von 2009 folgte mit »Four Walls / Paradise Circus« lediglich eine spannende Ambient-Kollaboration mit Burial Doch nun ist wie aus dem Nichts ihre neue »Ritual Spirit EP« aufgetaucht und wartet mit einer ganzen Reihe hochwertiger Features auf. Musikalisch schließt das Produzenten Duo an seinen gewohnt atmosphärischen und melancholischen Sample-Sound an und wagt keine ausgefallenen Experimente. Während der energetische Beat auf »Dead Editors« von Roots Manuvas kraftvoller Stimme ausgefüllt wird, verfolgt der Track »Ritual Spirit« mit dem emotionalen Gesang von Azekel eine meditative Stimmung. Wahre Größe erreicht die EP jedoch mit der Unterstützung von Tricky auf »Take it There«. Dieser galt bis 1994 als inoffizielles Mitglied der Gruppe, bis er sich vollkommen seiner Solo Karriere zuwandte. Seine rau vor sich hin gemurmelten Zeilen über ruhigen Gitarren Loops sind die erste Zusammenarbeit nach über 20 Jahren und hätten in dieser Form sicherlich auch auf die Platte »Mezzanine« gepasst. Nach einer mehr als 25-jährigen Bandgeschichte macht die »Ritual Spirit EP« vor allem eines klar: Massive Attack sind sich treu geblieben, ohne dabei den Anschluss an aktuelle Entwicklungen zu verpassen. Eine bessere Voraussetzung kann es für das in diesem Jahr angekündigte Album eigentlich nicht geben.