Bei Martha High sollte man in Richtung James Brown denken. Nach weniger als einem Takt bin ich gefesselt und Speedometer kann man ja fast blind vertrauen. Wieso Brown? Martha High war als Tour-Support und Background-Sängerin 30 Jahre lang für James Brown tätig. Auch ein Album schneiderte der Produzent Brown ihr 1979 auf den Leib. Seitdem betourte High fleißig die Welt betourt, wobei sie momentan in Paris lebt. Diese Lebenserfahrung merkt man ihr an und so streut sie auch die eine oder andere Weisheit ein: »Nur drei Dinge sind sicher, nämlich Steuern, Schulden und Ärger«. Derartige Aussagen erinnern an die »gute alte Zeit«, als Funk nicht nur funky klang, sondern auch kritische Töne transportierte. Ähnliches fällt mir spontan nur von Sharon Jones, Charles Bradley, Lee Fields oder Spanky Wilson ein. Hauptsächlich geht’s aber bei »Soul Overdue« um Liebe, wobei die Musik mich derart mitreißt, dass ich noch zehn weitere Alben zu ein und demselben Thema hören könnte. Speedometer spielen eine geballte Ladung Funk und Soul und klingen einfach gut. Zum Einsatz kommen typische Funk-Instrumente und noch einige Extras, die das Ganze abwechslungsreich machen. High hebt dabei das Ganze durch ihren Gesang auf die nächste Ebene. Gerade wenn man denkt, ‚ganz ok, nächstes Stück!’, kommt ein Solo und man muss das Lied bis zum Ende hören. Sogar das vermeintlich unnötige, weil tausendmal gemacht »Sunny«-Cover hat absolute Daseinsberechtigung. Einzig unnötig find ich Highs Version von „Mama Feelgood“, welche nichts wirklich Neues bringt und in meinen Augen auch nicht an Lyn Collins herankommt. Erwartet hatte ich nicht viel, nachdem die »Retro-Funk«-Alben der letzten Zeit alle gleich klangen und immer irgendetwas fehlte. Dieses Album hat dieses vermisste Etwas und wandert in meine Dauerschleife.
Soul Overdue