Die Sache sollte klar sein, für alle Erdbürgerinnen und Erdbürger: Wenn man jemandem vollkommen vertrauen will, per se, kompromisslos, dann einem Mann, der hundert verdammte Jahre alt ist und seit 30 Jahren das heilige, das große, das weltverbessernde Sun Ra Arkestra leitet. Marshall Allen ist dieser Mann. Mit »New Dawn« erscheint sein ERSTES Soloalbum. Die Review wird für Gänsehautbehandlung an dieser Stelle kurz unterbrochen. Wir melden uns gleich live zurück. – In aller möglichen Nüchternheit, die diese Pause im Ansatz herstellen konnte, muss gesagt werden: Die ganze Sache ist schon vor dem ersten Ton der stuff of legends.
Vielleicht aber gibt es noch andere Menschen, die ohnehin schon seit Herbst 2024 ihre Leben mit der Single-Auskopplung »African Sunset« verbringen, diesem Wiegelied für Rest-Erotisierte, diesem wolkigen Sanftmut an Liedgut, dem der Nektar nur so die Fingerchen herunterläuft. Es gibt also gar kein Grund zu glauben, dass die Geschichte hinter dem Album größer sein könnte als die tatsächliche Musik. Jeder kann jetzt sofort losgehen und sich diese Scheibe kaufen, jeder kann jetzt etwas für seine Gesundheit tun, für seine Nachbarin, für die eigene Libido, gegen die spirituelle Leere.
Viel mehr als ein Album, in dem die Lebenserfahrung, die gesammelte Intuition und Wissensruhe einer hundertjährigen Jazz-Legende steckt, schenkt einem dieses Leben nicht, GANZ EHRLICH LEUTE. Es ist wirklich alles hinreißend, erhebend, umschmeichelnd, vom ersten bis zum letzten Takt: Von der dickflüssigem Schnulze mit Neneh Cherry, der Humpa-Täterä-Einheit im Anschluss, dem Modal-Jazz-Stück »Sonny’s Dance«, der perkussiven Hitze von »Boma« bis zum beglückenden Cover des Sun-Ra Klassikers »Angels and Demons at Play«. Und wie gut das alles klingt! Wie köstlich das produziert ist!

New Dawn