Die Legende geht so: Eine Gruppe junger japanischer Musiker:innen um die Keyboarderin Mariko Katsuragi und den Produzenten Jô Hasegawa geht zwischen 1982 und 1986 zu einer Reihe von Sessions ins Studio, um ein Hitalbum mit dem damals sehr populären City Pop aufzunehmen. Aus dem Album wird nichts, aber 2023 erscheint die 4-Track-EP »Seaside Highway« auf dem estnischen Label Memme Vaev als erste Veröffentlichung aus den 80er-Sessions. Nun legt das Label mit der EP »Aoyama Nights« nach.
Komisch nur, dass weder Katsuragi noch Hasegawa und die anderen beteiligten Musiker:innen auch nur den Hauch einer Spur ihrer Existenz im Internet hinterlassen haben, wo doch selbst Tante Martha von Gegenüber innerhalb einer Millisekunde in den Suchergebnissen auftaucht. Ob »Aoyama Nights« nun ein gigantischer Fake ist oder das lange verschollene Puzzlestück, das den City-Pop in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt, spielt im Grunde keine Rolle. Die Musik mit ihren elastischen Synthesizer-Sounds und Funk-Bässen, mit den leicht experimentellen Einsprengseln ist eine Mischung aus bekömmlichem Jazz und Boogie, aus »Miami Vice«-Soundtrack und Proto-Elektro-Funk. Sie steht für ihre eigene Wahrheit.
Aoyama Nights