Schubladendenken in der Musikwelt ist ja in mehrfacher Hinsicht klischeebeladen: Einerseits versucht die Presse immer wieder Künstler:innen in solche zu stecken, zur angeblich leichteren Einordnung des jeweiligen Outputs. Andererseits will sich natürlich niemand in Schubladen einsortieren lassen – so viel komplexer und vielschichtiger ist natürlich die eigene Musik, so abenteuerlich und Genre-sprengend die künstlerische Entwicklung. Bisher ähnelt Marika Hackmans Karriere dieser Flucht vor der eindeutigen Zuschreibung doch sehr. Anfangs als Folk-Sängerin beschrieben, bog sie prompt in Richtung Pop ab, nur um auf dem nächsten Werk den guten, alten Alternative Rock für sich zu entdecken und schließlich bei einem recht experimentellen Cover-Album zu landen. Nun will sie sich aber anscheinend nicht ein weiteres Mal neu erfinden – »Big Sigh« kombiniert vielmehr sensiblen Folk mit bombastischen Streichern (»Hanging«) und atmosphärische, Klavier-getragene Instrumentalstücke (»The Lonely House«) haben ebenso Platz wie Pop-Nummern mit krachigen Gitarren (»No Caffeine«). Endlich scheint sie mit einem titelgebenden großen Seufzer alle Schubladen-Zuschreibungen weit von sich zu schieben und der Welt einfach nur ihre neuen Songs präsentieren zu wollen – gut so!
Big Sigh Black Vinyl Edition