Review

Mariana Ingold

Cara A Cara

Left Ear • 2019

Uruguay ist jetzt nicht gerade das erste Land, an das man denkt, wenn es um Musik aus Südamerika geht. Halb so groß wie Deutschland, weniger Einwohner als Berlin, hat es der Staat allein zahlenmäßig schon schwierig, gegen Brasilien etwa auf sich aufmerksam zu machen. Den Island-Effekt hat es hier bisher anscheinend noch nicht gegeben. Dafür gibt es jetzt Mariana Ingold. Gut, ihre Solomusik gibt es schon seit Mitte der 1980er Jahre, aktiv ist sie noch länger. Doch jetzt kann man sich im größeren Stil dessen erinnern, dass es das alles gibt, dank der beim australischen Label Left Ear erschienenen Zusammenstellung »Cara a Cara«. Dass sie einige Erfahrung mit alter Musik hat, hört man den Aufnahmen nicht so direkt an, dass sie sich der folkloristischen Candombe-Tradition bedient, dafür umso stärker. Einige der Nummern klingen zunächst recht konventionell, dann kommen aber rasch elektronische Elemente hinzu, und irgendwann beginnen die mit atonalen Melodien ein recht markantes Eigenleben. Die überwiegende Mehrheit der Titel stammt von ihrem ersten Album »Todo Depende« von 1986 und dem drei Jahre später erschienen »Cambio de Clima«. Elegante Melodien und Harmonien, immer mit Mariana Ingolds mal stärker, mal dezenter abenteuerlichem »Candombe-Fusion«-Dreh, möchte man fortan nicht mehr nicht gekannt haben.