Wenn Techno-Musiker ein Album aufnehmen, die für ihre DJ-Tätigkeiten bekannt sind, dann macht man sich besser von seinen Erwartungen frei. Das war bei Ben Klock so, bei Steffi war es vielleicht ein wenig verständlicher – die jeweils mit ihren Alben positiv überraschten – und es ist bei Marcel Fengler auch wieder keine leichte Angelegenheit. Zu diesem Anlass legen die Musiker ihre DJ-Haltung ab und kramen stattdessen den Künstler in sich hervor. Das schreckt oft ab, wenn man sonst nur straighten 4/4-Wumms von ihnen gewöhnt ist, mündet aber meistens in einer angenehmen Überraschung. Einen echten Spagat zwischen Hain und Studio schafft Marcel Fengler auf seinem Albumdebüt »Fokus«, dem es durchaus gelingt, als Autor eine eigenständige Aussage zu formulieren. Dennoch zeugen gleichbleibende Tempi und repetitive Momente von seinen hauptberuflichen Aktivitäten. Interessant ist hierbei zu beobachten, wie wenig noch von der Härte des DJ Marcel Fengler übrig ist: Während die letzten EPs »Frantic« und »Thwack« mehr von seiner Residency im Berghain geprägt schienen, ließ gerade die dazwischen selbstveröffentlichte EP »Sphinx« durchscheinen, was für ein Schöngeist in Fengler schlummert. Dieser Weg wird auf »Fokus« fortgesetzt: Acid-Kaskaden fließen durch das »Liquid Torso«, eine Vermischung von Ambient und Noise gelingt auf »Mayria«, und wenn Nordlichter Geräusche machen könnten: Marcel Fengler hätte sie auf »King Of Psi« gesampelt. Doch seine Herkunft verbirgt er ebensowenig, wie das geradlinige »Jaz« zeigt, das jedoch dem Ende entgegen mit sanften Synthie-Flächen immer weiter aufweicht. Das Projekt »Autorenalbum« hat Fengler mit Bravour gemeistert – schade bloß, dass er sich hierfür so viel Zeit gelassen hat.
Barker
Utility
Ostgut Ton