Um zu erfahren, welche Spuren die wirtschaftliche Rezession in den USA bei der Jugend hinterlassen hat, genügt ein genauerer Blick auf das aktuelle Rapgeschehen dort. Der letztjährige Release des kalifornischen Duos Main Attrakionz aus Oakland steht sinnbildlich für die »I-Could-Die-Any-Day«-Attitüde ihrer Generation als Reaktion auf die Krise. Auf »808s & Dark Grapes II« entführen Squadda B und Mondre M.A.N. den Zuhörer in eine urbane Traumwelt, in der, mit der richtigen Dosis Betäubungsmittel, alles möglich zu sein scheint. Ein paranoider Drogentrip, der aber musikalisch mit den chaotischen Allmachtsfantasien der OFWGKTA wenig gemein hat und in seinen besten Momenten nach »a little bit of André mixed with Kanye« klingt, auf dessen meist polarisierendes Album »808s & Heartbeats« der Titel ja auch anspielt. Die klangliche Untermalung, die hypnotischen Beats von Keyboard Kid, Friendzone, AHYVE, Marlee B räumen den MCs dabei einiges an Platz ein, ihre drogengeschwängerten Raps darüber auszubreiten. »Take 1« mit dem Harlemer Wunderkind A$AP Rocky und Clams Casino, der mit seinen Lil B-Produktionen mal nebenbei das erfand, was gerade als »Cloud Rap« kommuniziert wird, stellt den Höhepunkt der Platte dar. »I’m sick of all these hipsters«, verkünden sie darin, obwohl sie sich das Werkzeug Internet, samt Tumblr und Bandcamp-Promo vorbildlich einverleibt haben und so in den Staaten einen mittelgroßen Buzz kreieren konnten. Das Bild, das von Main Attrakionz über die gesamte Laufzeit gezeichnet wird, ist dann am Ende aber nicht durchgängig trostlos, vereinzelt schimmern zwischendurch immer wieder Hoffnungsschimmer durch. Aber mit der amerikanischen Wirtschaft soll es so langsam ja auch wieder bergauf gehen.
808s & Dark Grapes II