Review

Lusine

The Waiting Room

Ghostly International • 2013

Wenn es um die Vermischung von elektronischem Pop und Klangdesign geht, ist man bei Jeff McIlwain an der richtigen Adresse. Seit 14 Jahren arbeitet er an dem Balance-Akt zwischen Gefälligkeit und Raffinesse. Auf seinem letzten, 2009 erschienenen Album »A Certain Barrier« hatte er diesem Prozess wiederholt die Stimme – die essentielle Grundbedingung des Pop – hinzugezogen. Auf »The Waiting Room« nimmt diese nun bereits die Hälfte des Werkes ein. Um diese arrangiert der studierte Musiker und Tongestalter aus Seattle sein Konzept zwischen Songwriting, butterweichen Harmonien und kleinen Klangexperimenten. Im Vordergrund steht der Pop-Song. Das Obskure arbeitet immer hinter den Kulissen. Es tariert das blitzeblanke Parkett mit kleinen Verwerfung und Kratzern aus. Bei all der Raffinesse, die Lusine damit im Klangdesign wie auch im Arrangement beweist, bleibt »The Waiting Room« somit immer gefällig. Damit steckt er in derselben Misere wie vor einigen Jahren Moderat. Die Kollaboration zwischen Apparat und Modeselektor hatte beim Spagat zwischen dem Stadion-Appeal des ersten und dem dreckigen Electro der letzteren immer einen leichten Überhang zum Stadion-Pathos. Das machte Moderats Werk zwar zu genauso perfektem, elektronischem Pop wie der von Lusines nunmehr achtem Studioalbum. Gleichzeitig behielt es aber den schalen Beigeschmack fehlender Substanz und zu oft gehörter Beliebigkeit. Das Album fließt wunderbar durch den Äther, hinterlässt aber keine Spuren.