Daniel Miller und Patrick O’Neill machen einen sehr guten Job für Liberation Technologies. Man muss das so voran stellen, denn Liberation Technologies ist ein Kuratoren-Label, was aufstrebende und etablierte Künstler für selten mehr als einen Release unter Vertrag nimmt. Mit King Felix (also Laurel Halo) fing es an, Bandshell, Powell oder Mark Fell folgten. Erstaunlich dabei: Die meisten Künstler liefern für Liberation Technologies ihre besten Arbeiten ab. Und so auch Luke Blair, der unter seinem Künstlernamen Lukid vor allem auf Actress‘ Werk Disc veröffentlicht und mit diesem Actress zusammen als Thriller agiert. Die Musik von Lukid kommt sehr über den Sound. Die Finessen stecken oft im Detail. Auf der »Crawlers EP« sind sie wie noch nie herausgearbeitet. Wie auf »Nine«, einem auf langsame Inhalierung angelegten Hip Hop-Track, der im Rausch einer Vielheit von Klangsegmenten freien Raum lässt. Dennoch bleiben die 4 Stücke Fragmente. Diesen Charakter des Vorläufigen muss man mögen. Lukid wirft dir so kleine Brocken hin, wie dieses im Loop gefangene, sexy Stückchen R&B von »La Cucaracha«, das in nordenglischer IDM-Tradition stehende »The Brick Burner« oder der »Born In Bosnia« betitelte, aber eigentlich in Detroit beheimatete Abschlusstrack. Das alles deutet das Potenzial von Lukid an und weckt hohe Erwartungen, die innerhalb dieser Tracks auf unerklärliche Weise unerfüllt bleiben. Am Ende steht die Gewissheit: da geht noch mehr.
Crawlers