Review Dance

Luke Vibert

Grit.

Hypercolour • 2022

Ist Luke Vibert für Acid in etwa das, was Led Zeppelin für Rock waren? Auf »Grit.« unterzieht der britische Produzent das Genre, das einst für eine Hochkonjunktur von sprudelnden Synthesizersounds über ansonsten weitgehend starrem Gerüst sorgte, jedenfalls einem Belastungstest. Die Grenzen dehnt er maximal, sowohl was die rhythmische Beweglichkeit als auch was die Anschlussfähigkeit an andere Stile betrifft. Was der Mann kann, ist eben genau das: Die scheinbar unkontrollierbaren Obertöne der Roland TB-303 in erwartbare und weniger erwartbare Zusammenhänge bringen, mit Beats und Bässen jonglieren und überhaupt jede Menge Quatsch treiben. Zunächst einmal geht es einigermaßen gesittet zu, mit blubberndem Funk, verspielten Melodien und diversen Tricks am Drumcomputer, etwa wenn in »Partron« sich auf einmal die Betonung des Beats ohne Vorwarnung verschiebt. Mit »Gas Logs« kommt so etwas wie ein Shuffle-Rhythmus hinzu, während sich Vibert in »Swingeing Cuts« an nichts geringerem als Acid Swing versucht, mit ziemlichem Erfolg. Albern Acid, könnte man dazu ebenso gut sagen, was für ein weniger geneigtes Publikum Grund zum Weghören sein mag, hätte Luke Vibert nicht diesen pervers treffsicheren Humor, wenn es um Käsigkeiten aller Art geht. Da dürfen auch die Streicher in »Disco Derriere« nicht fehlen, Filter hin oder her. Es mag alles sehr weit weg von Phuture und so sein, doch wem, wenn nicht Vibert würde man tendenziell überproduzierten Acid bedingungslos anvertrauen? Und im Übrigen muss es ja immer weitergehen.

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Luke Vibert
Grit.
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