Nach dem Ende von WU LYF geht es für deren Sänger Ellery Roberts auch im Nachfolgeprojekt in Großbuchstaben weiter. Zusammen mit der Amsterdamer Künstlerin Ebony Hoorn bildet er nun LUH was für Lost Under Heaven steht. Dementsprechend bombastisch, ja nahezu größenwahnsinnig geht es auf »Spiritual Songs For Lovers To Sing« zu. Roberts ergreifender, aufwühlender Gesang in seiner ganzen rauen Intensität ist und bleibt unverkennbar, die zurückhaltende, klare Stimme von Hoorn bildet einen willkommenen Kontrapunkt. Inhaltlich wie strukturell finden sich zwar Anlehnungen an Marvin Gayes »What’s Going On?«, der dargebotene Blockbuster-Sound ist dann aber meilenweit von beschwingtem Soul entfernt. Zusammen mit dem Produzenten Bobby Krlic (The Haxan Cloak) entwerfen LUH einen opulenten Songzyklus, in dessen Zentrum mit »$ORO« ein EDM-Autotune-Monster, das die Desillusion im scheiternden Neoliberalismus zum Thema hat. Dieser Utopie-freien Gegenwartsbeschreibung setzen Hoorn und Roberts mit mal religiös-esoterischen, mal radikal-politischen Bildern die heroische Selbstermächtigung von Liebenden entgegen. Dass die beiden tatsächlich ein Liebespaar sind, passt natürlich nur zu gut in die »Wir gegen den Rest der Welt«-Rhetorik, die durch diese Tatsache gleichzeitig noch authentischer wird. So ist man nur zu gewillt, dem nur scheinbar naiven Heilsversprechen »Love is the answer« zuzustimmen.
Spiritual Songs For Lovers To Sing