Deutschland wird musikalisch eher mit sauberem Techno, aalglattem Schlager oder eben Marschmusik assoziiert als mit dreckigem Funk – zu Unrecht. Das mittlerweile unbestreitbare Funk-Revival wird mindestens so sehr aus der Bundesrepublik gestaltet wie aus den USA. Labels wie Mocambo Our Label Records, Melting Pot (früher) und vor allem Tramp Records aus der bayrischen Kleinstadt Fahrenzhausen (!) machen sich seit über einem Jahrzehnt mit Reissues und Compilations von Raritäten einen Namen, fördern aber besonders neue Bands, die sich an den goldenen Siebzigern orientieren. Aus diesem Umfeld entstanden Gruppen wie die Bacao Rhythm & Steel Band, Lefties Soul Connection oder eben Lucky Brown und seine SGs aus den USA, die sich allesamt weniger an den überproduzierten Mainstream-Granden und mehr an privat gepressten 45s aus amerikanischem Fledermausland orientieren. Will heißen: weniger Barry White, mehr staubige Garage. Genau das liefern Lucky Brown und die SGs auf »Mesquite Beat«. Der Titeltrack klingt wie das freche Adoptivkind der Meters und Mulatu Astatke und auch auf »Justice« lassen sich die Einflüsse aus Jazz, Afrofunk und Blues nicht überhören. Auch wenn die Tracks keine Ohrwürmer oder Party-Nummern sind, so brodeln sie doch und passen vor allem wunderbar in den Katalog des Labels. Und wenn die Hörer sich streiten, dass es sich hierbei um eine Reissue eines vergessenen Funk-Brechers handeln MUSS, dann macht die Musik etwas richtig.
Mesquite Beat