Das dritte Album der Band aus Baltimore markiert den mutigen Schritt der Sängerin Jana Hunter ins Rampenlicht. Ihre Stimme war zwar schon immer wichtiger Bestandteil des Sounds wie der Songs, so kompromisslos präsent wie auf »Escape From Evil« hat man sie jedoch bisher noch nicht gehört. Voller Selbstbewusstsein, Inbrunst und Pathos schmettert Hunter, manchmal haarscharf an der Grenze zur Theatralik, ihre emotionalen Texte über Liebe und Tod, Scham und unklare Geschlechterrollen, Angst und Selbstmordgedanken – oder wie Hunter es ausdrückt: »What it is to be a fucking human being«. Die Fokussierung auf die Vocals bedeutet allerdings nicht, dass das instrumentelle Fundament der Songs in den Hintergrund tritt oder gar vernachlässigt wird. Hunters Mitstreiter verstehen sich vielmehr trefflich darauf, ihr Können in den Arrangements ganz den Stimmungen der Lieder unterzuordnen. Der Sound der Lower Dens hat sich inzwischen etwas von den Krautrock-Einflüssen des letzten Albums »Nootropics« verabschiedet und in Richtung warmen, verträumten Synth-Pop entwickelt; gewissermaßen weniger Neu! und dafür mehr Beach House. Doch durch diesen Dschungel aus musikalischen Verweisen und Anspielungen (auch auf Wave oder Disco) bleiben doch immer die distinktiven Merkmale von Lower Dens erkennbar. Das mag wiederum vor allem an Hunters Songwriting-Fähigkeiten liegen, große Emotionen mit tiefen intellektuellen Einsichten zu verknüpfen.
Escape From Evil