Review

Low End Activist

Municipal Dreams

Sneaker Social Club • 2024

Schon das zweite Album vom Low End Activist dieses Jahr. Nach den Jungle- und Bassabstraktionen von »Airdrop« geht es bei dem Produzenten, der unter anderem auch unter dem Alias Patrick Conway veröffentlicht, mit »Municipal Dreams« zumindest vom Thema her konkreter weiter. Das Cover ziert eines der Hochhäuser von Blackbird Leys in Oxford, einem Arbeiterviertel, in dem der Low End Activist aufwuchs. In der Musik verweist er zum Teil mit Samples auf Ereignisse aus seiner Jugend, das Klauen von Autos etwa, das unter seinen Freunden üblicher Zeitvertreib war (»TWOC«), oder den Umstand, dass man in seinem Umfeld oft im Jugendknast landete und von da schlecht wieder in die Gesellschaft zurückfand (»Just a Number (Institutionalised)«).

Grime ist die Bassmusikspielart, auf die er diesmal vornehmlich zurückgreift, das alles mit der für ihn üblichen Reduktion auf minimale Beat- und Bassanteile, die jedoch auch in ihrer sparsamen Anwendung noch eine beachtliche heaviness entfalten wie in »Wrong Turn, Dead End«. Das tiefe Wummern dient ihm allerdings nicht groß zum musikalischen Muskelspiel. Eher drückt sich in diesen Frequenzen eine Mischung aus Unbehagen und Wut im Bauch aus über die Dinge, die erinnert werden. Low End Activist schafft es, diese harten sozialen Fragen so in seinen Tracks zu verarbeiten, dass sich rhythmische Härte mit Wehmut und Nachdenklichkeit zugleich verbinden. Auf der Tanzfläche kann man dazu ebenfalls zusammenfinden.