Review Dance

Lord Of The Isles & Ellen Renton

My Noise Is Nothing

AD 93 • 2023

Der Insellord und die Dichterin. Vor drei Jahren hatten sich Neil McDonald alias Lord Of The Isles und die Poetin Ellen Renton zum ersten Mal auf einer EP zusammengetan, wo Renton in zwei Titeln ihre Texte beisteuerte. Jetzt haben sie die Zusammenarbeit auf Albumlänge fortgesetzt. Man könnte bei den elegisch weit schwingenden Produktionen des Lord Of The Isles zwar eigentlich sagen, dass dessen in sich ruhende, zugleich stille Sehnsucht transportierende Tracks für sich genommen schon poetisch genug sind und die Ergänzung durch Sprache gar nicht nötig hätten. Bei Stimmen, die gern und ununterbrochen reden, wäre so eine Kombination wohl auch gescheitert. Hier ist es allerdings so, dass Renton im Ton gar nicht groß anders daherkommt als McDonald. Beide haben etwas Lakonisches an sich. Wo die Musik von Lord of the Isles ihre Mittel knapp hält, hält sich Renton mit den Worten zurück, wartet wie in »A Discovery« zunächst die halbe Nummer ab, bevor sie ansetzt, spricht verhalten, mit fast stoischer Ruhe. Beide lassen genug Pausen, genug Luft zum Atmen, damit sich die Ebenen nicht ins Gehege kommen. Sicherlich könnte man die Gedichte Rentons genauso gut für sich stehen lassen, so wie McDonald in der Vergangenheit ausgiebig unter Beweis gestellt hat, dass er prima ohne Gäste auskommt. Doch hier auf »My Noise Is Nothing« entsteht ein Groove, der auf andere Weise nachdenklich macht, geben die Zeilen aus Rentons Mund einen Rhythmus zu erkennen, der am Ende mehr ist, als es beim einen ohne das andere wäre.