Loraine James verfügt über etwas, das in der Welt avancierter elektronischer Musik eher selten aufzufinden ist. Und nein, die Rede ist ausnahmsweise nicht vom Yamaha CS-80. Sondern von Humor. Ein Tracktitel für »I DM U« mag für als loliges Wortspiel sich stehen, als Vorab-Single eines Albums allerdings, das einerseits mit den Worten »Gentle Confrontation« überschrieben ist und an dessen Anfang die Produzentin selbst »I feel very tired / I feel very bored« ins Mikrofon haucht, ist es durchaus als Statement zu verstehen: Loraine James hat keinen Bock auf die notgedrungene Schubladenfixiertheit all jener, die ihrer Musik in den vergangenen Jahren sprachlich nicht beikamen. »Gentle Confrontation« bezieht sich dann auch statt auf die alte Warp-Schule auf knotigen Midwest Emo à la American Football und Frühe-Nullerjahre-Electronica wie die von Telefon Tel Aviv, ohne jemals wirklich so zu klingen. Denn obwohl Tracks wie »2003« als Hommage an den Musikgeschmack der jungen Loraine gedacht sind, klingt das Album brandaktuell – sperrig und eingängig zugleich. Letzteres hat auch mit Feature-Gästen wie Art-Pop-Bardin Marina Herlop und Hardcore-Continuum-meets-R’n’B-Aufsteigerin George Riley zu tun, die James’ verzahnten Rhythmen, komplexen Melodien und satten Harmonien immer wieder ein Quäntchen Pop einimpfen, genauso aber mit der Musik als solchen: James hat eine bizarre Zauberformel dafür gefunden, amtlich weirden Kram ordentlich schön klingen zu lassen. Don’t call it IDM, she’ll DM u.
Gentle Confrontation