Review Hip-Hop

London Posse

Gangster Chronicles: The Definitive Collection

Tru Thoughts • 2013

Hip Hop aus dem Vereinigten Königreich kann auf eine lange Historie zurückblicken. Doch bereits bevor Hijack von Ice T entdeckt und produziert wurde und die Bremer Formation No Remorze den typischen Britcore-Stil, der eben von Hijack, Gunshot, Killah Instinct oder Silvah Bullet geprägt wurde, auch in deutschen Landen ein Profil verlieh, war es zunächst einmal die London Posse, die auf der Insel für Furore sorgte. Die London Posse, zu der sich 1986 die Herren Sipho, Bionic, DJ Biznizz und der heute noch aktive Rodney P zusammenschlossen, stand für basslastige Beatkonstrukte mit sparsam-effektvoller Samplekulisse. NWA-Produktionen oder Boogie Down Productions hätten diesem Sound gut und gerne Pate stehen könnte – und das bereits zu einer Zeit, als KRS One noch Blastmaster und nicht etwa »Teacher« war. Außerdem war von Anfang an der karibische Einfluss, den die zahlreichen Einwanderer nach England brachten, im London Posse-Sound enthalten. Reggae-Anleihen sorgen seit den Anfangstagen der Posse für etwas Entspannung in den druckvollen Beats, und Toasting steht fast gleichberechtigt neben den Raps von Rodney P und Bionic. Natürlich merkt man dem Album rap- und produktionstechnisch an, dass es fast drei Dekaden auf dem Buckel hat. Aber Staub hat es dennoch keinen angesetzt – es kann sich zeitlos behaupten und geht nach wie vor gut rein. Zum Re-Release gibt es übrigens eine Bonus-CD mit bisher unveröffentlichten Stücken, die den Albumtiteln in nichts nachstehen – und mit Remixes von z.B. The Nextmen, Wrongtom, Hint und Steve Mason, die den Geist der Originaltracks in die Gegenwart überführen, ohne ihn auszutreiben. Die Frage, ob hier allerdings wirklich die definitive Kollektion vorliegt, sei dahingestellt – und den Nachlassverwaltern überlassen.