Review

LL Cool J

The FORCE

Def Jam • 2024

Amerikanische Rap-Legenden, die ihrem Spätwerk noch etwas hinzufügen wollen, scheinen derzeit Hochkonjunktur zu haben. Neben Pete Rock und Common, Rakim oder Godfather Don hat sich nun auch LL Cool J nach elf Jahren ohne Album wieder hinter die Membrane begeben. Zugegeben, James Todd Smith aka Sam Hanna aus »Navy CIS« braucht »The FORCE« 2024 so dringend wie Selbstständige eine Steuernachzahlung. Doch genau darin liegt die Magie der komplett von Q-Tip produzierten Veröffentlichung. Der 56-Jährige kann hier eine geradezu jugendliche Lockerheit kultivieren. Als figurativer Gründungsmythos von Def Jam konzentriert er sich in Gesellschaft eines Staraufgebots (Nas, Snoop Dogg, Busta Rhymes, Eminem u.v.a.) auf seine Kernkompetenzen: Playboy-Stories, eine Prise Straßenpolitik und das überdimensionale Braggadocio des eigentlich ersten Rap-Superstars der HipHop-Geschichte.

L klingt auf »The FORCE« weniger wie der lippenleckende Bodybuilder mit J.Lo-Feature, den die Viva-Plus-Generation erwartet hätte, sondern wie die passgenaue Schnittmenge aus dem aggressiven Rap-Shouter des vergessenen 89er Albums »Walking With A Panther« und der Sexyness von »Mr. Smith«. Q-Tips Up-Tempo-Flips (mit den Grooves der frühen Neunziger im Hinterkopf) versuchen gar nicht erst, moderne HipHop-Elemente zu implementieren oder altersmilde Grown-Up-Rap zu trimmen, sondern nur die Frage zu beantworten, wie ein LL-Cool-J-Album 40 Jahre (!) nach dem Debüt klingen könnte. Die Antwort lautet: Wie »The FORCE«. Oder wie Q-Tip auf Twitter schrieb: »Call it traditional hip hop«.