Lady Sovereign, Speech Debelle, Kate Tempest: in regelmäßigen Abständen werden weibliche Rapper von der Insel gehypt und oftmals zurecht abgefeiert, so dass man auch hierzulande davon erfährt. Little Simz ist nun der aktuelle Fall – und auch diesmal sind die Vorschusslorbeeren mehr als gerechtfertigt. Die 21-jährige Emcee aus dem Norden Londons gibt sich über die Maßen talentiert und kämpferisch auf ihrem heiß erwarteten Debüt. Selbstermächtigung der Frau wird auf »A Curious Tale Of Trials + Persons« wütend, sehr selbstbewusst und vor allem mit jeder Menge Skills sowie einem äußerst variablen Flow durchbuchstabiert: »Women can be kings«, wie es schon im Intro-Track »Persons« heißt. Auch mal von verletzlichen Introspektiven abgelöst, werden diese Kampfansagen nicht nur ans Patriarchat, sondern auch an sämtliche verkrustete Machtstrukturen mal jazzig, mal mit Grand Piano (plus eben-solcher Geste) und dabei meist vertrackt-basslastig unterfüttert. Sowohl die thematische Ausformulierung als auch die nicht gerade auf die Charts schielenden Beats lassen Little Simz dabei sowohl von Kate Tempests poetischen Storytelling als auch vom Hip-Pop einer Lady Sovereign (samt der US-Konkurrenz wie Nicki Minaj und Co.) meilenweit abrücken. Kein Wunder, dass sie bisher eher von männlichen Polit-Rappern (wie Mos Def oder Kendrick Lamar) mit Props überschüttet wurde. Man kann nur hoffen, dass sich Little Simz Qualitäten auch unter den Hip Hop-Kids durchsetzen. Verdient hätte sie es allemal.
A Curious Tale Of Trials & Persons