Die Story vom Trio um Fruity-Loops-Wunderkind 9th Wonder wird dir bei jedem Anniversary von »Black Album« erzählt. Auch der Niedergang als eigentlich erste Internet-Viral-Crew im Hip-Hop mit ?uestlove-Cosign, dem Debüt »The Listening« von 2003 und dem phänomenal-gefloppten Nachfolger »The Minstrel Show» von 2006 kann dir jeder Boom-Bap-Auskenner runterbeten. Tja, neben den üblichen trust issues in this business of rap sowie zwei okayen Reunion-LPs galt Little Brother seit gut zehn Jahren als erledigte Sache. Doch dank eines Festivals Zuhause in Durham kamen zwei Drittel von Little Brother 2019 doch nochmal auf Idee, ihre Energien zu bündeln. Nicht, weil es früher besser war, aber so gemütlich. So ist »May the Lord Watch« absolut nicht zeitgemäß, anlasslos und genau deswegen das, was Little Brother sein muss: gemütlich. Die typischen Watschel-Drums von 9th Wonder (der sprang mal wieder ab) werden eh schon seit »Getback« zufriedenstellend durch Khrysis‘ .flp-Files ersetzt, daher macht es 2020 auch kaum einen Unterschied, ob Phonte und Big Pooh ohne ihr Producer-Drittel auf Soul-Chops von Nottz oder Black Milk herumlümmeln, die halt so ähnlich klingen. Im Soundbild von 2004 wirken Te und Pooh immer noch as unbekümmert as ist gets, wenn sie zum Beispiel auf »Still Alone« die Couchpotatoe-Sicht auf das ausgebliebene Rockstar-Leben darlegen oder auf »All In A Day« mit Adidas-Jogger, Flip-Flops und Dad-Jokes zum Battle kommen. Dann sind sie real, ein bisschen nostalgisch und gechillt wie Balu. Sofern nach ein, zwei drögen Wortspielen (»spotty fire/Spotifyer«) das Herz für Mittelstands-Rap noch nicht ganz verschlossen ist, kann man hier nochmal zwei alternden Pausenclowns auf den besten 9th-Beats zuhören, die gar nicht von 9th sind. Probier’s mal mit Gemütlichkeit.
May The Lord Watch