Wenn es drinnen wieder kälter ist als draußen. Fensterflügel offen. Sonne herein. Der Frühling ist da. Der Sommer kann kommen. So oder so ähnlich könnte man das Gefühl beschreiben, das Linda Smith ausstrahlt, wenn sie vom Gestern erzählt und ins Morgen flüstert: »I So Liked Spring«. Man glaubt es ihr. Die Singer-Songwriterin aus Baltimore gilt als Pionierin des Home-Recording. Heute ist die Technik weiter, aber die Melancholie blickt zurück. Genau genommen fast dreißig Jahre zurück. Denn »I So Liked Spring« führt ins Jahr 1996. Das Album ist der englischen Lyrikerin Charlotte Mew gewidmet, deren Gedichte Smith ebenso klug wie herausfordernd fand: »Es gab keine offensichtlichen Strophen oder Refrains, und das bedeutete, dass ich einen anderen Weg finden musste, Melodie und Rhythmus aus den Gedichtzeilen zusammenzusetzen«. Linda Smith kreiert einen Tagtraum, der aus dem Fenster ihres Schlafzimmers lehnt. Die Texte machen die Performance völlig unvorhersehbar. Vielleicht ein wenig wie der April, der sich zwischen März und Mai drängt: Zwischen Frühling und Sommer drängt sich das Unberechenbare. Es spült die letzten Reste des Winters »From A Window«.
I So Liked Spring Bone Vinyl Edition