Auf diesem Album geht es zu wie auf einem orientalischen Markt. Halt nein: es hört sich an wie eine Orgie im Dschungel unter dem Einfluss giftiger Beeren; oder sticht zu diesem Sound doch ein schwuler Matrose in See? Nenne ein Bild, irgendwo auf »Lilacs & Champagne« begegnet es Dir. Alex Hall und Emil Amos, die Querköpfe hinter dem Projekt haben schon für die Band Grails psychedlischen Sound Multikultiklängen produziert. Als Lilacs & Champagne arten die beiden komplett aus. Frei nach Madlib füttern sie ihren MPC mit Samples aus aller Welt. Polnische Hippie-Musik hält da Einzug, genau wie kitschige Filmmusik aus den 1970er Jahren und Samples von verstaubten Platten aus Fern- und Nahost. Mal stöhnen da Mönche, dann kündigt eine Mundharmonika ein High Noon zwischen bekifften Zwergen an, eine wüste Basswalze wird plötzlich von purem Soul abgelöst. Das alles passiert nicht zwangsweise in verschiedenen Songs. Innerhalb eines Songs knattert schon mal ein Boom-Bap-Drumgerüst los, bevor irgendjemand entscheidet: »Nä, mach da jetzt mal so `ne richtig schöne Akustikgitarre rein«. Gitarren, die an die Dire Straits erinnern, die chinesische Guzheng – ein Instrumenten-Zoo ohne Gitter ist das. Was nach all dem bis jetzt umschriebenen Wirrwarr betont werden muss: »Lilacs & Champagne« ist kein nerviges, »artsy« Schlaugemeier, mit dem zwei Nerds dir zeigen wollen, wie kultiviert ihre Einflüsse sind. Das hier ist Unterhaltung auf ganz hohem Niveau. Man bleibt gefesselt bis zum Schluss, denn man möchte wissen, was zum Geier als nächstes passiert.
Lilacs & Champagne