Bei den Veröffentlichungen des Labels Astral Industries lässt die Kombination des Namens mit dem Schwerpunkt Ambient in der Regel akustische Ausflüge ins Weltall erwarten. Das italienische Duo LF58, bestehend aus Giuseppe Tillieci und Filippo Scorcucchi, hat mit seinen ersten beiden Alben auf Astral Industries bisher keine Ausnahme gemacht. Zumindest konzeptionell fällt ihr drittes Album »Radials« ein wenig aus dem Rahmen, geht es doch weniger um kosmische Strahlen als um die Kanalisation, genauer gesagt um die der Wasserstadt Venedig. Als ortsspezifische Arbeit für die Architekturbiennale 2023 entstanden, geben LF58 mit Field Recordings von fließendem Wasser gleich zu Beginn ihr Thema preis.
Doch dieser konkretistische Ansatz, früher hätte man dazu Programmmusik gesagt, währt nicht lange, nach wenigen Minuten beruhigt sich die Lage wieder und die vorwiegend elektronischen Klänge beginnen ihr gewohntes kreiselndes, pulsierendes Schweben. Der Raum weitet sich, frei von klar erkennbaren Markierungen, was auch so gewollt ist. Von der Idee her geht es unter Wasser weiter, was man vor allem mit den Hall- und Echoeffekten, die reichlich zum Einsatz kommen, in Verbindung bringen kann. Vielleicht sollte man sich aber nicht übermäßig in das Konzept verbeißen. Der Ambient-Trip weiß mit seinen Mitteln jedenfalls zu fesseln. Bei der Uraufführung 2023 in Venedig kam zudem Quadrofonie zum Einsatz, wer weiß, womöglich kamen so noch ein paar Dimensionen mehr ins Spiel.
Radials
