Review Dance

Leibniz & Credit 00

Basement Toolz Vol. II

Rat Life • 2015

Tape des Jahres 2024

Tools sind per Definition überhaupt nicht spannend, Tools sind wirksam. Ungefähr so wie Korn also, oder Speed, die beide ihre jeweiligen Kontexte und Zeiten haben (Stammtisch nach 22 Uhr, Westberlin Ende der siebziger Jahre) und darüber hinaus nun wirklich keinen Genussmehrwert oder eben Spannung mit sich bringen. Credit 00s »Basement Toolz Vol. I« war auf den ersten Blick genau so eine Platte: Rummsiger Hardware-Acid mit Bonus-Locked Grooves für den Club-, nicht aber Hausgebrauch. Der Clou allerdings war: Selbst nachdem das Wummern aus den Boxen dem in den Schläfen gewichen ist, knallte diese Platte immer noch. Auch um sieben Uhr morgens im vollgekotzten Nahverkehr, vielleicht sogar zur Tea Time im Bücherklub. Exzellente Tools nämlich machen, ungefähr wie Korn und Speed, nämlich irgendwann abhängig – mit dem Unterschied, dass die Folgen ungleich weniger zerstörerisch sind. Für den zweiten Teil seiner Plattenkofferbestückungsserie hat sich Credit 00 nun Leibniz mit an die Geräte geholt. Da der auf dem Flur selten Vier gerade sein lässt, fallen die »Basement Toolz Vol. II« dementsprechend rumpelig aus. Auf »Session Two« stellern sich Kick und Hi-Hats reihenweise gegenseitig Beine, während die Snare mit einem unfertig wirkenden Breakbeat vorbeizieht und sich langsam eine Acid-Bassline in das versprochene Kellerloch pumpt, dessen verschwitzt müffelnde Luft schon bald wieder von Satzfetzen und Wilhelm Scream-Soundalikes erfüllt ist. Erst ab Hälfte wird auf die Ausdauer des monotonen Grooves gesetzt. »Tom Toms« beschwört mit den titelgebenden bauchigen Drumsounds genau einen solchen und braucht fast wenig mehr als den Dialog zwischen dieser Tom und jener Tom, um bis an den Wahnsinn vorzudringen. Ein paar aufgekratzte Rave-Chords zum Schluss haben allerdings noch nie geschadet. Noch mehr Ausdauer legt mit »Trans Atlantic Futurism« die B-Seite an den Tag: Fast neuneinhalb Minuten lassen Credit 00 & Leibniz über einem straighten Techno-Beat mit stiernackiger Starrhalsigkeit die Hardware explodieren. Das böse Highlight einer Tool-Sammlung, die wie Korn die Motorik durcheinander und wie Speed die Muskulatur zum Zucken bringt. Fast unmöglich, davon genug zu kriegen.

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