Wenn der Reggae-Produzent, Dub-Pionier und CDs-als-Kleidung-Innovator Lee »Scratch« Perry gerade mal nicht sein Studio anzündet, sei es aus Wut, sei es, weil er zu viele Kerzen dort aufgestellt hat, macht er hin und wieder Musik. Seit einiger Zeit unterstützt ihn dabei bevorzugt sein britischer Kollege Adrian Sherwood der sich zwar weniger ausgefallen gewandet, dafür aber ähnlich abenteuerlustig mit dem Studio als Instrument umspringt. Für das jüngste Album, »Rainford« – der Titel ist zugleich Perrys erster bürgerlicher Vorname –, stand Sherwood erneut an den Reglern. So direkt wie die Namensgebung der Platte ist auch die Musik geworden. Hall- und Echo-Effekte gibt es selbstverständlich zuhauf, Instrumente von Saxofon bis Cello ergänzen die übliche Sound-Palette, zu der gelegentliche Field recordings (»Cricket On the Moon«) gehören. Doch das alles wirkt stark verdichtet, Sherwood stellt sich bescheiden in den Dienst der Songs. Darin erzählt Lee Perr von den Dingen, die ihn so umtreiben, er feiert in einer Ohrwurm-Hymne das »House of Angels« oder beschwört die »Children of the Light«. Und wenn es emotional alles zu viel wird, dann weint der große Reggae-Erneuerer in der für ihn typischen exzentrischen Weise (»Makumba Rock«), sodass man nicht weiß, ob das jetzt ergreifen oder belustigen soll. Der gute alte Irrsinn bleibt mithin Lee Scratch Perrys treuer Begleiter. Hier hat er ihm zu einer weiteren irre guten Schallplatte verholfen.
Rainford Black Vinyl Edition