Review Electronic

Lawrence English

Wilderness Of Mirrors

Room40 • 2014

Tape des Jahres 2024

Lawrence English ist einer der Chefeklektiker der Drone- und Ambient-Szene. Auf seinem Label Room40 verlegt der Australier spannende Konzeptmusik, die qualitativ aus dem unüberschaubaren Sumpf der Mittelmäßigkeit heraussticht, und produziert gleichzeitig selber unermüdlich Musik. Ob er mit Grouper kollaboriert, John Cage neu interpretiert oder aber zahlreiche Splits und eigenständige Releases in die Welt setzt: English mag musikalisch zwar in immer ein und derselben Sprache sprechen, beherrscht aber jeden derer vielseitigen Dialekte in Perfektion. Sein neuestes – wer will da eigentlich noch zählen? – Album »Wilderness Of Mirrors« wird in einem rauen Ton geflüstert. Er ist durchsetzt mit weichen Harmonien, die von einer Wange zur anderen rollen und einem Zischen, das kurz vor den Zähnen entsteht. Nicht, dass es wirklich Worte zu hören wäre, das titelgebende T. S. Eliot-Zitat und die nebulösen Tracktitel bleiben die einzige Sprachbeigaben dieser Platte, die die Macht des Echoeffekts ausspielt, um unserem alltäglichen Kommunikationswirrwarr den, richtig, Spiegel vorzuhalten. Earth, Swans und My Bloody Valentine nennt English als indirekte Einflüsse auf diesen neugefundenen Zungenschlag seiner so vertraut klingenden Klangsprache. Vielleicht aber ist »Wilderness Of Mirrors« am ehesten das Album, das wir uns nach »Ravedeath, 1972« von Tim Hecker gewünscht hätten. Zumindest ist es nicht minder sublim und kraftvoll wie dessen besten Alben.

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