In den 1960er Jahren vollzog J. A. Baker eine beeindruckende textliche Metamorphose vom Beobachter zum Beobachteten. Vom Herbst bis zum Frühling verfolgte er obsessiv ein Wanderfalken-Paar und schrieb seine Beobachtungen poetisch und detailliert in Tagebucheinträgen nieder. Sein Buch The Peregrine zeigt Baker im Wandel vom Menschen zum Vogel, von einem Subjekt zu einem anderen. Die Grenzen zwischen zwei Medien verschwanden in diesem Winter. Der Ambient-Musiker Lawrence English versucht auf seinem zehnten Soloalbum genau diese Metamorphose nachzuvollziehen. Die sieben Stücke hangeln sich an den Einträgen von Oktober bis April entlang. Mit Titeln wie The Hunting Life und Heavy Breath of Silence folgt er den Falken mit mäandernden Klangwellen durch die Kälte des Herbstes und Winters. The Peregrine ist ein gewohnt stilles Album geworden, das umarmt und schützt. Man fühlt sich wie der Falke in seinem dichten Federkleid. Lawrence English macht die Winterluft in einhundert Metern Höhe spürbar. Die Flügel schneiden sich durch die Eiseskälte, den Frost an den Federspitzen, Regenschauer auf dem Schnabel – und doch ist alles wohlig warm inmitten dieser unbarmherzigen Elemente.
Lawrence English & Lea Bertucci
Chthonic
American Dreams