Mit »Remnants« hat Lara Sarkissian ein Album geschaffen, das wie ein Tagtraum funktioniert – man driftet hinein, lässt sich treiben und merkt erst später, wo man eigentlich gelandet ist. Die Musik schickt einen auf Reisen, die wie spontane Ausflüge ins eigene Kopfkino wirken. Mal steht man auf einem staubigen Marktplatz irgendwo in Armenien, mal stolpert man durch verregnete Hinterhöfe, während der Bass im Ohr vibriert. Jeder Track eröffnet eine neue Welt: ein bisschen Dancefloor, ein bisschen Meditation, ein bisschen Zeitreise.
Die Künstlerin aus San Francisco mischt Klänge wie Zutaten in einem Rezept. Alte Instrumente wie Duduk und Kanun treffen auf elektronische Beats, zerhackte Samples und Saxophon-Echos, die wie Nebelschwaden durch den Raum wabern. Auf »Zephyr« klopfen Percussion-Patterns wie ein ungeduldiger Gast ans Ohr, und auf »Our Dead Can’t Rest« türmt sich die Energie so wild auf, dass man mitten im Großstadtgetümmel fast zu tanzen beginnt. Doch Sarkissian liefert keine einfache Gebrauchsanweisung für ihre Musik. Remnants klingt wie eine Sprache, die man nicht verstehen muss, um sie zu fühlen. Es ist Musik für Menschen, die in der U-Bahn ihre Bluetooth-Kopfhörer aufsetzen, um plötzlich woanders zu sein. Für alle, die zwischen Straßenlärm und Altbaufassaden etwas Spirituelles suchen – selbst wenn es nur ein flüchtiger Moment ist.
Remnants