»Ignorance is bliss«, ziert die Pinnwand der Generation Tumblr auch im Jahr 2015 und selbst wenn Lance Butters wahrscheinlich weder den virtuellen Selfie-Darstellern, noch der englischen Literatur etwas abgewinnen kann, lässt sich sein Debüt-Album »BLAOW« kaum besser als mit einem solchen Slogan behashtaggen. Kein überintellektualisiertes Reißbrett-Konzept, keine Mission Weltretten, keine Effekte, nur verbalinjurierenden No-Bullshit-Rap. Vier Jahre nach seiner letzten VBT-Runde spricht keiner mehr über die Anfänge des 27-jährige Ulmers, der stattdessen mit zwei EPs einen beispiellosen Sprung zu den bundesdeutschen Erstligisten hingelegt hat. Das alles verdankt er vor allem: seiner Arroganz. Lance schert sich nicht um Schnickschnack, Silbenzählerei oder Lichtgeschwindkeitsflows. »Wer will das wissen?/ Hier geht’s um mich wie beim Wichsen«. Auf den zersägenden Synthiecollagen, knarzenden Bässen und staubtrockenen Drumsets seines Producers Bennett On markiert er eher das Abziehbild eines herumpöbelnden Bart Simpson als den Deutschrap-Steber. Rap über Rap mit Beats, die für nichts anderes produziert wurden als berappt zu werden. Gebrauchsmusik im besten Sinne. Zwischen all der eigenen Eier-Feier sickern ungewohnt persönliche Töne durch die Maske: »Zu selten darauf geachtet/ Dass in einem Herzen nur bedingt Platz ist«, resümmiert das sympathische Großmaul auf »Free Lance Butters«. Selbstbewusstsein setzt sich eben doch aus Selbst und Bewusstsein zusammen. »BLAOW« ist ein Album, das aber vor allem durch eine Eigenschaft besticht, die heutzutage oft vergessen und gerne sogar verhöhnt wird. Ja, eine Eigenschaft, die kein Ballonherz, keine Maske und auch kein aufwendig produziertes Video ersetzen kann: Style, nämlich – der Schlüssel zu allen Formen des Rockens.
Blaow