Platten wie »In My Headphones« sind ein zwiespältiges Anliegen. Rein objektiv betrachtet, gibt es keinen Grund das zweite Album der New Yorkerin Lady Daisey und ihrem Ehemann/ In-House-Producer Batsauces schlecht zu finden. Liebevoll präparierte und geschmackvolle Soul-Bap-Beats, die die Feel-Good-Ästhetik früher Stax Records-Veröffentlichungen zelebrieren und gleichermaßen der bassige Bodenständigkeit klassischer 90er-Rap-Tracks huldigt, sollten die Geschmacksantennen eines jeden Urban Music-Connaisseur zu reizen wissen. Drumloops oder erhellende Hornsteps von James Brown sowie den üblichen Funkateers gesampelt, seichte Akustikgitarren-Loops eingespielt, ein paar Word-Cuts gescratcht und Features mit Musiklegenden wie George Cliton eingetütet– hier macht man eigentlich nichts falsch. Lady Daisey stellt sich vor dieser Klanglandschaft quasi in direkte Verbindung zu Macy Gray oder auch Joss Stone – wenngleich ihr zarter Gänseblümchen-Gesang die Ohrmuschel eher charmant schmeichelt als inbrünstig infiltriert. Trotzdem wirkt eine mitreißend-gemeinte Uptempo-Hymne wie »Showdown« mit H&M-Werbeslogan-Zeilen wie »My reality will not be televised/’Cause the real revolution starts behind your eyes« derartig spießbürgerlich und anbiedernd, dass sich der innere Punk beinahe instinktiv sträubt daran teilzuhaben zu wollen. Zu unaufdringlich, zu friedliebend und zu redundant, um Aufmerksamkeit zu generieren. Letztlich ist »In My Headphones« Musik für Chucks-tragende Germanistikstudentinnen, die auf der Wiese vor dem Hörsaal bei Sojamilchkaffee in den Unweiten ihrer WeSC-Kopfhörer verschwinden wollen – ein bisschen niedlich, aber eben zu angepasst, um ernsthaft zu rocken.
In My Headphones