Review

Kurt Vile

(watch my moves)

Verve • 2022

Kurt Vile schafft es auch mit »(Watch my moves)« nicht – der Vergleich mit seinen ehemaligen Kollegen von The War On Drugs drängt sich auf. Aber nicht wegen des Sounds. Vielmehr hatte sich der 42-Jährige ja nach dem Debütalbum verabschiedet, um sein eigenes Ding zu machen. Und während The War On Drugs seitdem umjubelte Platten veröffentlichten, passiert dies mit dem neunten Album des US-Songwriters wahrscheinlich ebenfalls nicht. Denn Vile adaptiert zwar genug Elemente aus der Musikgeschichte, baut damit jedoch einen sehr markanten eigenen Klang. Die Gitarre hier und da erinnert an Pavement (»Flying (Like A Fast Train)«), die Atmosphäre an Neil Young (»Jesus on a Wire«) und die ruhigen Momente von Yo La Tengo tauchen ebenfalls auf (»Palace of OKV in Reverse«); allerdings treibt Kurt Vile ihnen den nostalgischen Charakter aus, entwickelt sie in seinem eigenen Kosmos weiter. Dazu sprechsingt er sich durch Tagträume und Assoziationen. Womit »(Watch my moves)« kein Album ist, um daraus schlau zu werden. Dafür bleibt er auch viel zu leise. Es gibt hier keine großen Momente. Niemand erlöst hier niemanden. Das wäre auch die völlig falsche Geste zu diesem Sound. Die Gitarren ziehen auf dem Rhythmus dahin und alles scheint im Licht eines nie endenden Sommernachmittags. Kurt Vile lässt es einfach nicht dunkel werden. Und wenn all die Worte, all die Melodien, alle die Harmonien ein Gefühl vermitteln, es ist die Zuversicht.