Review Dance

Kryptic Universe

shtum 007

shtum • 2014

Der will nicht spielen, der will Krieg. Der will mit voller Wucht in die Peak Time donnern und keine Gefangenen machen, dafür aber verbrannte Erde hinter sich lassen. Kryptic Universe produziert Techno-Tools, die nur von den richtigen Händen angefasst werden möchten. Ihr Sound verortet sich zwischen illegalem Warehouse-Rave und Bigroom-Pomp, Acid und Bleep, Tanzbarkeit und Eigensinn. Seine zweite EP für das Uncanny Valley-Sublabel shtum beginnt der Produzent, der vor allem unter seinem Pseudonym Lockermatik bekannt ist, mit einem klaren Statement: »Skala« gelingt der Brückenschlag zwischen aufgekratztem Sounddesign und straighter Four-To-Floor-Formel. »Drifters Garden« gibt sich dumpf und holt mit psychotischen Synthies, serotoninfreien Chords und verschallerten Claps den Soundtrack die Crowd aus dem K-Hole ab. Das ist aber noch gar nichts gegen die überwältigende Roughness, die »The Bodies They Came Out Of« auf dem Dancefloor aufschlagen lässt. Selten klang eine Kick diesseits von Blawans »His He She & She«-EP aus dem Jahr 2012 brutaler. Ergänzt durch ein dröhnendes Bass-Motiv und subtil gesteuerte Acid-Lines ist das hier der Stoff, von dem all jene träumen, die sich nach den härtesten Raves des Berlins der Neunziger sehnen. Im Closer »Alphazerfall«, der im Lockermatik-Remix daherkommt, bricht der deutsche Produzent mit allen Tool-Imperativen und konzentriert sich über einem polyrhythmischen Skelett darauf, den Raum mit bösen Sounds auszukleiden. Ein eindringlicher Beweis dafür, wie viel Abwechslung im Kryptic Universe möglich ist. Was »shtum 007« neben seiner Kompromisslosigkeit so besonders macht, ist, wie sich Kryptic Universe elegant neben Industrial-Hype auf der einen und Hochglanz-Finsternis auf der anderen positioniert. Das verleiht diesen Killer-Tracks eine Halbwertszeit weit über die aktuelle Saison hinaus.